(Florenz um 1540–1606/1608)
Halbfiguriges Porträt eines Kardinals, vermutlich Filippo Boncompagni (1548–1586),
Öl auf Holz, 121,8 x 92,3 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Carlo Falciani, der die Zuschreibung nach Untersuchung des vorliegenden Gemäldes im Original vorgeschlagen hat.

Das vorliegende Gemälde ist eine kürzliche Ergänzung zum Schaffen des Florentiner Malers Giovanni Maria Butteri und stellt vermutlich Kardinal Filippo Boncompagni (1548–1586) dar. Dieser wurde im Alter von nur 23 Jahren von seinem Onkel Gregor XIII. zum Kardinal ernannt. Seine Züge mit der gebogenen Nase, der hohen Stirn und dem zurückweichenden Haaransatz sind von einem um 1573/74 datierten Porträt von Bartolomeo Passerotti in einer Privatsammlung sowie von einer Bronzemedaille her bekannt.

Der Dargestellte erscheint als leicht gedrehte Dreiviertelfigur vor dunklem Hintergrund. Er trägt ein weißes Rochett unter einem über seine Schultern gebreiteten üppigen roten Mantel sowie das typische Birett eines Kardinals. Die Konzentration auf Details der Kleidung sind typische Merkmale von Butteris Malweise: Der skulpturale Stoff, die die Manschetten schmückenden Stickereien sowie die Darstellung des Untergewandes werden durch eine lasierende Malweise mit feinen Pinselstrichen wiedergegeben. Dickere Pinselstriche weisen die Handrücken und der Vorhang im Hintergrund auf. In der Zeichnung vergleichbar ist der Porträtierte mit den Protagonisten der Gemälde Die Heilige Familie mit der heiligen Anna und Mitgliedern der Familie Medici von 1575 (Florenz, Cenacolo di Andrea del Sarto) und Christus heilt den Diener des Hauptmanns von Kapernaum in der Kirche Santa Maria del Carmine in Florenz. Verwandt sind die Gesichtszüge, vor allem die ähnliche Form der Augenbrauen, die rosigen Wangen und die Haltung der Hände.

Giovanni Maria Butteri war ein enger Mitarbeiter zweier führender Florentiner Porträtisten des 16. Jahrhunderts, Agnolo Bronzino und Alessandro Allori. Zusammen arbeiteten sie an zahlreichen Projekten, darunter der Cavalcanti-Kapelle in Santo Spirito 1560, dem Begräbnis Michelangelos 1564 und den Festdekorationen der Hochzeit von Francesco de’ Medici und Johanna von Österreich 1565. Ein weiterer bedeutender Auftrag war ein Gemälde des Jahres 1572, In der Werkstatt des Glasbläsers, für das studiolo von Francesco I. de’ Medici in Florenz (Museo di Palazzo Vecchio, Florenz).